Sonntag, 14. April 2013
Kürschner, Zigarrendreher, Lehrer, Hausdiener...
Das Grundstück Schönhauser Allee 52 befand sich im Jahr 1881, dem Jahr des ersten Bauantrags, bereits seit über 20 Jahren im Besitz eines Herrn Lieder, dessen Beruf in den Berliner Adressbüchern stets mit „Schankwirt“ angegeben wird. Vielleicht war also auch auf diesem Grundstück ein Ausflugslokal, zeitweilig ist auch ein „Seidenwirker“ hier gemeldet. Im Jahr 81 wird Lieder erstmals als „Rentier“ geführt, im Jahr 1895, dem Jahr seiner Erbauung, hat das Haus einen neuen Besitzer und auch einen Verwalter. Im Jahr 1896 eröffnet die Kolonialwarenhandlung Trauschcke, doch erst in den kommenden Jahren nimmt die Zahl der gemeldeten Mieter zu. 1899 gibt es zwei Telefonanschlüsse im Gebäude, einen bei „Phol, TH., Konservenfabrikant“, und einen bei „Pohl, R., Kaufmann“. Diese beiden, einen Zigarettenfabrikanten, einen Architekten und einen Apotheker kann man sich in den Wohnungen des Vorderhauses vorstellen. Der Seifensieder, der Schuhmacher, der Schutzmann, der Töpfer und die Schauspielerin, die das Adressbuch unter vielen anderen aufzählt, mag man eher in Seitenflügel oder Hinterhaus vermuten. Und während in den kommenden Jahren die vermeintlichen Vorderhausbewohner bleiben, lässt sich bei den „kleinen Leuten“ häufiger Wechsel feststellen. Kürschner, Zigarrendreher, Lehrer, Hausdiener, eine Schlächtermeister und ein Wächter ziehen ein und aus, der Hausbesitzer wechselt, der Kolonialwarenladen schließt, die Schauspielerin wird zunächst Witwe und dann Souffleuse.